Portrait

GESCHICHTE

Fridolin wacht über Land und Leute
Das Glarnerwappen zeigt als einziges Kantonswappen einen Menschen: den heiligen Fridolin mit dem Wanderstab und der Bibel. Die Legende besagt, wie Fridolin - der Gründer des Klosters Säckingen - zu Grundbesitz im Glarnerland kam. Zwei Brüder, Urso und Landolf, besassen zahlreiche Güter. Urso schenkte sein Land Fridolin. Doch nach dem Tode seines Bruders riss Landolf alle Güter an sich. Um sein Recht zu beweisen, rief Fridolin den toten Urso als Zeugen vor Gericht. Der beim Anblick des bekannten Zeugen zutiefst erschrockene Landolf überliess die Güter des Urso und seine eigenen dazu. Deshalb wacht Fridolin als Schutzheiliger im Wappen über das Glarnerland und seine Leute. (Quelle: www.glarusnet.ch)

Die Stadt Glarus wurde im 8. Jahrhundert als eine Stiftung durch das Kloster Säckingen gegründet. Bei Ausgrabungen wurden jedoch Überreste einer Kirche aus der Zeit von 600-650 n. Chr. gefunden. Während Jahrhunderten stand für die ganze Talschaft nur in Glarus eine Kirche. Ohne die Zustimmung der Äbtissin von Säckingen durfte im ganzen Tal keine Kirche gebaut werden. Erst 1282 trennte sich die Kirchgemeinde Matt von Glarus, und später folgten andere.

Das Land Glarus wurde von 1264 bis 1388 von den Habsburgern verwaltet. Es wurde 1352 durch den «minderen Bund» mit der Eidgenossenschaft verbündet und 1473 gleichberechtigtes Mitglied. 1506 kam Huldrych Zwingli als 22jähriger von der Universität Basel als katholischer Pfarrer für 10 Jahre nach Glarus an seine erste Pfarrstelle. Während der Zeit von 1513-1515 begleitete er die Glarner Truppen in die Mailänderkriege. Dabei erhielt er Einblick in politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge des Söldnerwesens. In Gedichtform predigte er gegen die Politik, welche das Söldnerwesen förderte. Nach einer Zwischenzeit von zwei Jahren kam Zwingli 1518 ans Grossmünster von Zürich, wo er sofort die Reformation einleitete. Anfänglich hielten die Glarner zu den fünf alten Orten der Eidgenossenschaft, d. h. wollten von der neuen Lehre nichts wissen. Durch die Handelsbeziehungen mit Zürich kam die neue Lehre trotzdem früh nach Glarus. Die Anhänger der Reformation und diejenigen der alten Lehre waren zahlenmässig etwa gleich stark. Mehrere Landsgemeinden konnten keinen eindeutigen Entscheid für oder gegen die Reformation fassen. 1529 wurde beschlossen, dass jede Kirchgemeinde selber bestimmen kann, ob sie die Reformation einführen will oder nicht. Der persönliche Glaube jedes einzelnen soll geachtet und nicht verspottet werden.

Seit dieser Zeit diente die Kirche von Glarus bis 1964 beiden Konfessionen zum Gottesdienst. Bei der Volkszählung 1980 entsprach das Verhältnis Protestanten/Katholiken 52/48, also etwa ähnlich wie im 16. Jahrhundert.
maxresdefault (Foto: Martin Jenny)